Montag, 30. November 2015
Dritter Monat in NZ
Kia Ora liebe Leuts! Da wieder mehr als ein Monat seit dem letzten Bericht verstrichen ist, ist es auch erneut an der Zeit, dass ich mir ein paar Sätze aus dem Gesicht fallen lasse – Wieder zu spät aber glücklicherweise steht ja hier auch keiner mit einer Knarre hinter mir :-p.

Wie ich bereits im letzten Teil des Blogs erwähnte, entschieden Carsten und Ich schweren Herzens das Surferstädchen Raglan zu verlassen.

Der nächste Halt der Reise lautete Waitomo Caves. Da das wahrscheinlich niemanden ein Begriff sein wird, ist es mutmaßlich angebracht ein paar Worte darüber zu verlieren. Die erwähnten Waitomo Caves sind drei Höhlen, die zum einen Tropfsteinformationen und zum anderen Larven an den Wänden beherbergen, die bei Dunkelheit - die von Zeit zu Zeit in einer Höhle auftreten kann - ein schickes blaues Licht emittieren (Rambo-Kenner werden sich jetzt fragen „Was macht es?“ – Es leuchtet blau ;)). Wie dem auch sei – wir entschieden uns die drei Höhlen zu durchlaufen und am Tag danach uns noch ein kleines Vergnügen – das Black Water Rafting - zu gönnen. Bei besagter Veranstaltung durchquert man die Ruakuri Caves mithilfe eines aufblasbaren Reifens, den die meisten aus heimatlichen Reifenrutschen kennen dürften. Kann man sich ungefähr wie eine Reifenrutschen-Tour durch eine natürliche Höhle vorstellen und stellte sich als sehr spaßig heraus. Okay – nach zwei Stunden im kalten Wasser hat man sich trotz Wetsuit auf eine heiße Dusche gefreut, aber dass kein warmes Wasser aus dem Gebirge kommt ist auch in irgendeiner Weise einleuchtend.



Nachdem wir uns geduscht und ein wenig gestärkt hatten, ging die Reise weiter nach Rotorua (für Carsten direkt, für mich über Raglan - ich hatte dort meine Badesachen vergessen. Auto fahren auf der falschen Seite macht ja schließlich auch Spaß ;)). Als dann meine kleine Weltreise am Abend im Hostel in Rotorua endete, war ich mir beim aussteigen nicht sicher, ob ich nicht doch nach White Island gefahren bin. Grund für meine Verwirrung war, dass die Stadt nahe dem Namensgebenden Lake Rotorua punktuell recht widerwärtig nach Schwefel stinkt – so wie die ganze Region. Nach einer Nacht mit erfrischender, reiner Luft (jemand ist auf die herrliche Idee gekommen das Fenster im Zimmer auf zu machen), wartete ein ereignisreicher Tag an dem wir die Putaruru Blue Springs (Bild), Hamurana Springs und die Okere Falls besuchten. Abgrundet wurde der Tag mit einer kleinen Sporteinheit, welche mein Wohlbefinden trotz des Geruchs nach faulen Eiern ins unermessliche trieb.



Für den Tag danach bekamen wir den Ratschlag eines Kumpels nach Opotiki zu fahren, da es dort Arbeit geben sollte. Somit fuhren wir in aller Frühe los, um rechtzeitig einen der begehrten Plätze zu ergattern. Nach zwei Stunden kam allerdings die große Ernüchterung. Auch in Opotiki konnten wir uns leider kein Geld dazu verdienen – auch das Backpackerleben bleibt nicht ohne Rückschläge ;). Die Enttäuschung liefen wir uns allerdings am nächsten Tag schon wieder aus den Beinen. Da stand der 34km lange Whakarewarewa Walk auf dem Plan (ja die Bezeichnungen sind hier flüssig zu lesen und deutlich auseinander halten), der verschiedenste Landschaften parat hatte. Wir sahen Redwoods, australische Buschbäume, Dschungel, Kiefernwald und wahrhaft grünen Tunnel, der für mich das Highlight darstellte.

Der darauf folgende Tag sollte aber noch viel besser werden. Da ging es für mich nach Matamata – dem Ort an dem für die „Herr der Ringe“ - und „Hobbit“ Trilogie Hobbingen gedreht wurde. Dort angekommen wird man mit einem Bus zum Filmset gebracht, welches auf einer früheren Farm liegt und bekommt dort dann ungefähr zwei Stunden lang alles über die Dreharbeiten, Details und kleinen Anekdoten erzählt. Nach zahlreichen Stopps, Fotos und Geschichten hat man am Ende der Tour noch die Möglichkeit ein kostenloses Bier im „green Dragon“ zu trinken, die ich natürlich nutzte. Da es als Fan eine Frage der Ehre ist, gab ich selbstverständlich zum Schluss eine Bewerbung als Gärtner ab, die vor Ort das Filmset pflegen. Zu meinem Bedauern waren bereits alle Jobs vergeben und kein Bedarf vorhanden – wäre ja auch zu cool gewesen ;).



Vollkommen geflasht und über beide Ohren strahlend ging es am selben Tag noch auf den Rainbow Mountain und zum Kerosane Creek. Letzterer sieht eigentlich wie ein gewöhnlicher Bach aus, entspringt aber aus einer warmen Quelle und eignet sich deshalb grandios zum Baden (man stinkt danach aufgrund des Schwefelgehalts zwar wieder wie ein verfaultes Ei, war aber trotzdem recht erstaulich).
Die Reise setzte sich am nächsten Tag über das Geothermalgebiet Wai-o-Tapu, in dem ich meinen ersten Geysir und Mudpools sah, und die Huka Falls nach Taupo fort. Dort angekommen konnten wir aufgrund des guten Wetters eine herausragende Aussicht auf die Berge des Tongariro National Parks hinter dem Lake Taupo, der eigentlich ein Vulkankrater ist, genießen.



Nach einer Segeltour auf jenem See und dem ¼ Finale der Rugby Weltmeisterschaft, in dem die All Blacks Frankreich pulverisierten (62:13) ging es aufgrund von zu starkem Wind allerdings nicht wie geplant zur Tongariro Apline Crossing sondern zum Mt. Taranaki. Um dort hin zu gelangen wählten wir den Forgotten World Highway, der seinem Namen alle Ehre machen sollte. Zahlreiche Erdrutsche, abgerutsche Straßen, Tunnel wie Erdlöcher, 40km lange Schotterpisten und nicht zuletzt die herrliche Landschaft mit der fast verlassenen Stadt Whangamomona machten die Fahrt zu einem echten Erlebnis. Bei der Ankunft wurde der Tag noch mit einem sehr ansehnlichen Blick auf den fast perfekt kegligen Vulkan und einem kleinen Läufchen zum Fuße des Berges abgerundet.



Am nächsten Tag wollten wir eine etwas ernsthaftere Wanderung am Berg machen doch als wir am Informationscenter ankamen, hatten wir wegen des starken Windes zu tun überhaupt vom Auto ins Gebäude zu kommen. Dies fiel also flach, oder flog davon – was auch immer. Da wir mittlerweile eine gewisse Spontanität entwickelten, fiel es uns aber nicht schwer unsere Pläne zu ändern und nach New Plymouth zu fahren, obschon wir nicht mal im Ansatz eine Ahnung hatten, was man dort machen könnte. Als wir bis unter die Schädeldecke mit Informationen gefüttert waren, beschlossen wir einen kleinen Walk zu einer markanten Fußgängerbrücke durchzuführen und in die Art Gallerie zu gehen. Diese hatte eine Sonderausstellung zum Thema „Wie Musik Emotionen beeinflusst“ zu bieten, was für mich als alten Musikliebhaber sehr interessant und erkenntnisgebend war. Bevor wir New Plymouth verließen und unsere Segel in Richtung Whanganui setzten, erklommen wir noch den Paritutu, einen kleinen Berg direkt am schwarzen Strand, der einen schicken Blick über die Stadt lieferte (Bild). Über den so genannten Surf Highway, der - wie der Name es schon vermuten lässt - eine Menge Surfmöglichkeiten bietet, gelangten wir nach einer Übernachtung in einem Naturreservat über das Cape Egmont Lighthouse und ein paar kleinen weiteren, aber nicht besonders erwähnenswerten, Stopps nach Whanganui.



Dort angekommen besuchten wir zunächst einen Memorial Tower, der einen guten aber windigen Blick über die Stadt gewährt. Zu besagtem Turm gelangten wir übrigens mithilfe des Elevators – einem 96 Jahre alten Lift, der für 2NZ$ immer noch zuverlässig seine 66 Höhenmeter absolviert. Später schnickten wir noch am Kai-Iwi-Beach vorbei, an dem wir unerwartet nochmals zurück kehren sollten. Am nächsten Tag warfen wir ein Auge auf einem der viel gepriesenen Parks in Whanganui, schauten uns ein sehr interessantes Maori Museum an und fuhren an die Südgrenze des Tongariro National Parks nach Ohakune, um auf gutes Wetter für die große Wanderung zu warten. Nach einem regnerischen Tag in der Bibliothek schauten wir uns die Tawhai Falls und das Skigebiet in einer unwirklichen Vulkanlandschaft am Fuße des Mt. Ruapehu an, die auch als Kulissen für den „Herr der Ringe“ verwendet wurden. Auf dem Rückweg ins kostenlose Hostel (Wir hatten in der Bibliothek eine deutsche Backpackerin getroffen, die nicht alleine im Mitarbeiterhaus des Hostels in dem sie arbeitete sein wollte) hielten wir noch am I-Site, um uns nochmals über das Wetter zu informieren. Es wurde uns empfohlen übermorgen die Wanderung anzugehen, doch wir entschieden uns aus Alternativlosigkeit und Angst vor langer Weile (und aus Angst davor dass die deutsche Backpackerin uns das letzte Ohr abkaut) die Tageswanderung am nächsten Morgen zu starten. Carsten der alte Wetterexperte meinte: „Ich gehe davon aus, dass Scheißwetter wird und wir kaum was sehen werden – da ist Enttäuschung morgen nicht so groß wenn’s wirklich so eintrifft“.

Wir starteten also in aller Frühe mit zwei weiteren Backpackern, die wir über Facebook eingeladen hatten, um noch einen der begehrten Parkplätze am Anfang und Ende des Trails zu ergattern. Das Wetter war übrigens perfekt und der erste vollständige Blick zum Mt. Ngauruhoe (oder Mt. Doom für die, die es nicht aussprechen können ;)) zum daniederknien. Die Wanderung selbst sollte aber noch viel mehr parat haben. Am Anfang ging es durch eine Steppenlandschaft mit kleinen Bächen, gefolgt von einem Wasserfall (der zwar wieder nach Schwefel stank, aber zum Glück kann man ja weiter gehen) und schroffer, unwirklicher Vulkanlandschaft. Nach einer kleinen Mahlzeit am Fuße des Mt. Nasjkflafnhoe, erklommen wir eben erwähnten. Nach mehr als einer Stunde und 700 Höhenmetern vom Plateau aus erreichten wir den schneebedeckten Krater, der in dem Fall den Gipfel darstellte. Da zu dem Zeitpunkt auch die letzte Wolken verschwunden war, konnten wir den 360° Blick eine Weile genießen und sogar den Mt. Taranaki an der Westküste und Taupo im Norden klar sehen.





Nach unzähligen Fotos stand jedoch noch eine riesige Herausforderung bevor. Da ich den einen Ring vor der Abreise in Deutschland und mit ihm die Aufgabe erhielt, ihn in den Schicksalsberg zu schmeißen, musste ich über das für und wider dieser Aktion lange nachdenken. Am Ende hat meine dunkle Seite gewonnen und Ich war zu schwach den Ring ins „Feuer“ zu werfen. Das Böse in der Welt darf also dank mir weiter bestehen ;-p. Stattdessen entschied das kleine Kind in mir mit einer Plastiktüte den schneebedeckten Teil des Berges herunter zu rodeln. Danach ging es auf dem eigentlichen Wanderweg weiter zum Red Crater, wo wir lustigerweise zwei Kumpels aus Auckland wieder trafen. Das letzte Stück zog sich serpentinenartig durch Steppe und Wald und nahm irgendwie kein Ende – der Wanderweg musste wohl unbedingt 19,4 km lang werden.



Als wir dann doch noch am Parkplatz ankamen, wurden wir aber mit einen bombenmäßigen Sonnenuntergang belohnt und fuhren schon ein wenig platt ins Hostel.

Gut ausgeschlafen ging es am nächsten Morgen jedoch auch schon wieder zurück zum Kai-Iwi-Beach. Dort hatten wir einen Wwoofingplatz am Tag in der Bibliothek, für den Fall dass das Wetter zu schlecht für die Alpine Crossing gewesen wäre, erbeutet. Gastgeber war eine superfreundliche niederländische Familie mit zwei Kindern, die seit 20 Jahren in NZ beheimatet sind. Nach einer Woche mit bestem Essen, super Unterhaltungen, angenehmer Arbeit wie Zauninstandhaltung, Unkraut zupfen, Rasen mähen und nicht zuletzt einem Zimmer mit Tisch - was man echt zu schätzen lernt - musste ich mich allerdings ungern von meinem Travelmate Carsten verabschieden, der es etwas eiliger hatte auf die Südinsel zu kommen. Doch auch ich entschied mich Ende der Woche nach dem Rugby WM Finale, was die All Blacks in einem spannenden Match gegen die Wallabies (Australien) für sich entschieden hatten, weiter zu reisen, was aufgrund der tollen Gastfreundschaft im Hause van der Wees mir nicht leicht viel (kurze Sätze sind zu einfach).



Ich denke das reicht erstmal… Da ich eh die Termine nie einhalten kann, verspreche ich dieses Mal auch nicht erst was :D. Da man keine großen Beschwerden aus Deutschland hört, lässt sich für mich darauf schließen, dass es euch soweit ganz gut geht, was mich natürlich sehr freut. Lasst es euch gut gehen und bis zum nächsten Teil des Blogs.

Cheers Maik

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